Immer wieder ist es grausam, wie Menschen stigmatisiert werden weil sie obdachlos sind. Dies geht hin bis zu Beleidigungen die alle Grenzen überschreiten.
Nachdem ich die Tage FsJler in der Einrichtung hatte, dachte ich, dass es vielleicht noch mehr Menschen erreichen sollte und das ständig und immer!!!
Wohnungslosigkeit charakterisiert Lebensumstände, die ein extremes Ausmaß an Armut bedeuten, kein Mensch möchte das freiwillig, so meine Meinung!
Die psychischen Folgen erstrecken sich über das ganze Spektrum. Depressionen und damit verbundene Suizidalität, Traumafolgestörungen und Angsterkrankungen, meist verbunden mit schädlichem Substanzkonsum, sind von besonderer Bedeutung wegen ihrer Häufigkeit und langfristigen Auswirkungen.
So sind ca. 3/4 der Wohnungslosen Konsumenten mehrerer psychotroper Substanzen und Alkohol. Die Versorgung von Menschen am Rande der Gesellschaft stellt besondere Anforderungen an das Hilfesystem. Die Stigmatisierung und die hohen Zugangsschranken zur Hilfe machen es gerade den am meisten Hilfebedürftigen unmöglich, Zugang zu bekommen.
Kein therapeutischer Fortschritt ohne ein Dach über dem Kopf ist ein wesentliches Forschungsresultat im Falle von Wohnungslosigkeit. Besonders die Traumatherapie braucht den sicheren Ort als therapeutische Voraussetzung und Schutz vor Reviktimisierung.
Hilfe und Behandlungskonzepte müssen der Lebenssituation der Wohnungslosen angepasst werden, um effektiv zu sein und der extremen Multimorbidität entgegenzuwirken. Soziale Marginalisierung und die gleichzeitige Multimorbidität sind interaktiv miteinander verbunden. Es gibt keinen Ausweg aus diesem Zirkel, ohne beide Probleme zu bearbeiten.
Seit vielen Jahren ist es immer wieder das gleiche Problem, wenn obdachlose Menschen sich therapieren lassen, gehen Sie danach wieder in die Obdachlosigkeit zurück, was Sie wieder genau an diesen Punkt bringt, an dem sie die Therapie begannen.
Viele Menschen durchleben dies bis zu 5 mal, bevor Sie dann resignieren und sich mit dem Leben abfinden, für das es Ihrer Meinung nach kein Entrinnen gibt.
Hierzu passt nun, keine Wohnung - keine Therapie, keine Therapie - keine Wohnung.
Das gleiche Problem stellt sich in Deutschland dar, wenn obdachlose Menschen arbeiten gehen wollen. Arbeiten in Deutschland geht nur mit einer festen Meldadresse.
Hier heißt es dann: Keine Wohnung - keine Arbeit, keine Arbeit - keine Wohnung!
Es ist kaum zu verstehen was es eigentlich bedeutet seine Wohnung zu verlieren und man will auch garnicht hinein hören, wie es überhaupt dazu kam, was passiert ist, dass man sich plötzlich um nichts mehr kümmern kann.
Briefe von jenen, die sagen "die Wohnung wird bald geräumt" werden nicht mehr geöffnet. Plötzlich ist es soweit, man muss raus aus seinen 4 Wänden. Schnell packt man das, was man am Körper tragen kann ein und lässt sein ganzes Leben zurück, was dann in einem Kontainer landet...
Vielleicht kann ich mit meinem Beitrag hier, ein paar von den Menschen erreichen, die so grenzenlos schlecht über obdachlose Menschen urteilen...
Wir sind alle nackt und gleich auf die Welt gekommen, aber alle in anderen Familien. Manche hatten es schwer und manche hatten es leicht. Von denen, die es schwer hatten, wie ich zum Beispiel, haben es manche raus geschafft, weil Sie die Kraft dazu hatten.
Diejenigen, die diese Kraft nicht hatten, sind Jene für die ich mit meiner Organisation StrassenEngel e.V. stehe und ich bitte darum, Sie deshalb nicht als Abschaum der Gesellschaft zu titulieren...
Als ich 2018 den Elisabeth Preis vom Bistum im Fulda für meine Organisation StrassenEngel e.V. erhalten habe, hieß es in der Laudatio: es müsste mehr Organisationen wie StrassenEngel geben...
Ja das müsste es, mehr Verständnis, mehr Weitsicht und vor allem viel mehr Psychologische Unterstützung!!!
Danke fürs lesen!
Eure Sabine Assmann
Gründerin, 1.Vorsitzende
Leitung der Organisation StrassenEngel e.V.
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